Irgendwann in den 50er und 60er Jahren des 20. Jahrhunderts war in der Kirchengemeinde St. Jakobus Lülsdorf / St. Ägidius Ranzel der Wunsch nach einer größeren Kirche für Ranzel gereift, welche die im 18. Jahrhundert neu erbaute und 1920 erweiterte alte Kapelle an der heutigen Porzer Straße, dort wo nunmehr unser Alter Ranzeler Turm steht, ersetzen sollte.

Für die in die Jahre gekommene, zu klein und in den Augen der damaligen Verantwortlichen für den Straßenverkehr zum Hindernis und somit zur Gefahr für die Allgemeinheit gewordene Kapelle war dies der Anfang vom Ende.

Gleichwohl entschieden sich das Kölner Generalvikariat als auch der Rheinische Verein für Denkmalpflege dazu, die Kapelle zurückzubauen und in ihren Urmaßen aus dem 18. Jahrhundert neu aufzubauen. Die Planung übernahm der gleiche Architekt, der auch die neue Kirche geplant hatte. Man erkennt den Umriss an den auf den alten Fundamenten gepflasterten Flächen vor dem Turm und auf dem Bürgersteig.

Nachdem die neue, moderne Kirche an der Wahner Straße der Gemeinde zur Verfügung stand, wurde die Kapelle im Jahre 1970 entweiht und abgerissen. Die in der neuen Kirche zu verwendenden Einrichtungsgegenstände wurden mitgenommen, alles Andere seinem Schicksal oder dem Abbruchunternehmen überlassen. Manche Kleinigkeit wurden auch von Teilen der Bevölkerung mitgenommen, da sie für die Entsorgung zu schade waren.

So waren auch Kreuz und Wetterhahn vom Dach genommen worden und zur Abfuhr bereit gelegt. Dies bemerkte jedoch ein Liebhaber alter Schmiedekunst aus Overath, sammelte beides ein und nahm sie mit. So sollen Gerüchte gemäß auch eine Kniebank, und ein Beichtstuhl ihre Liebhaber gefunden haben. Ein geschnitzter, kleiner Wandaltar fand einen Liebhaber aus Köln-Porz-Libur, der ihm bis 2014 einen Platz in seinem Wohnzimmer gab, dann aber zum Turm zurück brachte, damit er wieder in seinem angestammten Umfeld ist.

Der erwähnte Wetterhahn fand 1985 nach 15jährigem Irrflug auch wieder zurück zu seinem Heimatort  –  leider vom Zahn der Zeit gezeichnet. Er war nicht mehr zu retten.

Im Oktober 1970 also wurde das Kirchenschiff bis auf die Fundamente abgerissen und entsorgt, der Turm hingegen als Denkmal und Erinnerung vom Abriss verschont.

Da die alte Bausubstanz, der Turm ist in die Zeit 1130 / 1150 datiert, nicht mehr die erforderliche Standsicherheit besaß, geschweige denn einer hoffentlich noch langen Zeit der Witterung ausgesetzt werden konnte, wurde dieser von einer Spezialfirma bearbeitet, das Mauerwerk wurde durch Zement – Injektionen verfestigt. Diese erforderlichen Arbeiten hinterließen allerdings einen Turm, der optisch alles andere als schön war. Folglich musste er von außen verputzt und angestrichen werden.
Die im Turm hängenden Bronzeglocken, die große wurde 1855 von der Fa. Christian Claren im heutigen Troisdorf – Sieglar, die kleinere von der Fa. Petit & Gebr. Edelbrock in Gescher gegossen, haben alle Kriegswirren überlebt, wobei die Claren – Glocke schon bereit stand, um zu Munitionszwecken eingeschmolzen zu werden.

Im Jahre 1964 ließ die Pfarrei ein Gutachten erstellen, um zu klären, ob diese Glocken im Geläut der neuen Kirche mit eingesetzt werden könnten – der Gutachter kam aber zu dem Ergebnis, dass dies nicht empfehlenswert sei und riet an, die Glocken an ihrem Platz zu belassen, zumal zu dem Zeitpunkt ein Neuaufbau der alten Kapelle noch überlegt wurde.

So sind beide Glocken bis zum heutigen Tage im Turm erhalten geblieben.
Nach dem erfolgten Abbruch des Kapellenschiffs, der Instandsetzung und Sicherung des Turmes mit Gitter und dem Abgrenzen des Grundstücks zur Straße hin mit einem Jägerzaun wurden ehemaliger Friedhof samt Grabsteinen und Ehrenmal sowie dem mittig stehenden Turm seinem Schicksal überlassen.

Ein Wiederaufbau der Kapelle wurde aber später nicht weiter verfolgt, außer im Traum und als Zielsetzung von der im Februar 1989 gegründeten Interessensgemeinschaft.

So arbeitete der Zahn der Zeit kräftig an dem zurückgelassenen, fast zentralen Ort des damaligen Ranzel – die Fläche verwucherte zusehends und wurde immer mehr zum Schandflecken Ranzels, zur illegalen Müllkippe.

Es muss wohl Ende des Jahres 1985 gewesen sein, als sich Handwerker des Ortes Gedanken darüber machten, dem Turm wieder ein neues Kreuz mit Wetterhahn aufzusetzen. Die Herren Paul Kranz, Willi Schmitz, Johann Raetz, Karl Pläp und Wilfried Fickert stellten ein dem alten Kreuz und Hahn nacherfundenes, neues Duo her, welches am 10. Juni 1986 dem Turm aufgesetzt wurde. Ansonsten schlummerte das ehemalige Kapellengrundstück vor sich hin.

Im Februar 1988 rief die Matthiasbruderschaft von Lülsdorf und Ranzel im „Niederkasseler Wochenspiegel“ interessierte Bürger auf, an einem Samstag im März 1988 bei Aufräumarbeiten im und am Turm zu helfen.
Unter der Federführung von Paul Kranz, Wilhelm Schmitz und Friedel Laufenberg entstand so in 1988 eine „Aktionsgemeinschaft Alter Turm Ranzel“ mit der Zielsetzung, die verwilderte und unansehnlich gewordene Fläche kräftig aufzuräumen, welches mit viel Muskelkraft und mit Hilfe diverser Unternehmen erfolgte. Somit war für den Moment aus der Wildnis wieder ein ansehnlicher Ort innerhalb von Ranzel entstanden.

Um einer erneuten Verwahrlosung des Areals inklusive des Turmes entgegen zu wirken, beschlossen die Akteure, die viel Zeit und manchen Schweißtropfen in der Vergangenheit investiert hatten, die Gründung eines Vereins mit dem Ziel der Hege und Pflege des ALTEN TURMES UND SEINES UMFELDES.

Anfang 1989 wurde die Ranzeler Bevölkerung aufgerufen, sich an der Gründung einer „Interessensgemeinschaft Alter Turm Ranzel“ zu beteiligen. Eine im Vorfeld beantragte Genehmigung zum Bau einer Einfriedungsmauer lag zwischenzeitlich schon vor.

Am 23. Februar 1989 wurde im Hotel Zur Krone die Gründungsversammlung durchgeführt.

44 Bürger und Bürgerinnen waren der Einladung gefolgt.
Nach Berichten von vergangenen Aktivitäten und Vorstellungen für die Zukunft durch die bis dahin führenden Herren sowie der Vorstellung einer vorbereiteten Satzung wurde die Gründung der Interessensgemeinschaft beschlossen.

Wie es sich bei ordentlichen Vereinen gehört, so sollte auch der gegründeten Interessensgemeinschaft ein Vorstand vorstehen, welcher aus der Versammlung durch die Versammlung gewählt wurde.
Bevor der neue Vorstand die Geschäfte übernahm, dankten die Herren Kranz, Schmitz und Laufenberg noch einmal den Anwesenden für das in der Vergangenheit Erreichte und wünschten der neuen Gemeinschaft viel Erfolg.

Der bei dieser Versammlung gewählte 1. Vorstand der Interessengemeinschaft setzte sich wie folgt zusammen:

  • Vorsitzender und Geschäftsführer: Friedel Laufenberg
  • Kassierer: Winfried Heuser
  • Beisitzer: Annemie Edelbrock
  • Beisitzer: Heinz Böckem
  • Beisitzer: Paul Kranz
  • Beisitzer: Marianne Braun
  • Stetiges Mitglied im Vorstand: Pfarrer Wilfried Korfmacher

Die Gemeinschaft führte von nun an den Namen

Interessengemeinschaft ALTER TURM RANZEL

Am 23. Februar 2019 jährt sich also die Gründung der Interessengemeinschaft zum 30. Mal.

Das ist für uns Anlass genug dieses Jubiläum im Rahmen eines Frühlingsfestes in alt bewehrter Form gebührend zu feiern.

Allerdings sind wir dazu auf viele, mithelfende Hände angewiesen. Viele Hände – weniger Zeitaufwand für den Einzelnen. Wir, der Vorstand der IG, haben die Hoffnung, dass sich genügend Mitstreiter melden, damit es uns nicht so ergeht wie im letzten Jahr – die Veranstaltung absagen zu müssen wegen mangelnder Unterstützung.

Termine für vorbereitenden Besprechungen werden im Schaukasten ausgehangen und hier im Internet mitgeteilt.