Mitten zwischen den alten Häusern von Ranzel stand die Ägidiuskapelle. Es ist eine bemerkenswerte Tatsache, dass in so früher Zeit in einem solch kleinen Ort ein eigenes Gotteshaus entstand, obwohl die Lülsdorfer Pfarrkirch, der pfarrliche Mittelpunkt des gesamten Sprengels, nur 2 km entfernt gelegen war. Die Kapelle diente als Filialkirche von Lülsdorf und führte als weiteren Schutzpatron den heiligen Pankratius, den ehemaligen Parrpatron der Mutterkirche.

Der Turm stammt aus dem 12. Jahrhundert, das Langhaus wurde im 18. Jahrhundert neu errichtet.

Die Ägidius-Kapelle war ein einfacher Saalbau des 18. Jahrhunderts mit romanischem Westturm, im Lichten 14 m lang und 4,90 m breit. Das Bauwerk war gerade groß genug, um die Bewohner der Ortschaft Ranzel aufzunehmen. Es reichte mit seinem Chor bis in die alte Dorfstraße (Porzer Straße). Ausgestattet war das Gotteshaus im 18. Jahrhundert mit drei kleinen Barockaltären; bunt verglaste spitzbogige Fenster stellten die beiden Schutzpatrone dar.

Der Turm ist fünfgeschossig, unten aus Bruchsteinmauerwerk mit Eckquaderung aus Wolsdorfer Stein, die drei oberen Geschosse aus Tuff ganz ungegliedert. Im Erdgeschoss eine kleine rundbogige Westtür aus großen Stücken Wolsdorfer Steins, an der Nordseite über dem Erdgeschoss drei Konsolsteine für eine Holzkonstruktion, die einzelnen Geschosse mit schmalen Lichtscharten, in der Glockenstube ein Doppelfenster an jeder Seite, die Mittelsäulchen mit Basen ohne Eckblätter und ganz einfachen Kapitälen; stumpfes Pyramidendach. Im Innern die Turmhalle mit Kreuzgewölbe, nach dem Langhaus im Rundbogen geöffnet.

Das Langhaus der Kapelle steht inzwischen nicht mehr. Weil die Kapelle für den Gottesdienst nicht mehr genug Platz bot, entstand 1966 in Ranzel einen neue katholische Kirche. Der Kirchenraum der Kapelle wurde dem Gottesdienst entzogen. Kirchenschiff und Chor der Kapelle wurden 1970 im Zuge des Ausbaus der Porzer Straße abgerissen.

In der Anlage beim Turm steht heute in Denkmal für die Gefallenen der beiden Weltkriege. Alte Grabkreuze aus der Zeit des späten 16. bis 20. Jahrhunderts stammen vom früheren Friedhof der Kapelle.